Nachdem es über viele Jahre nicht möglich war, für den MSC jugendliche Motorsportfreunde als Mitglieder zu gewinnen, hatte man sich um eine sportliche Veranstaltung speziell für Jugendliche bemüht. Was lag damals näher, als Seifenkistenrennen durchzuführen. Das Interesse an solchen Veranstaltungen war sehr groß und dankenswerter Weise hatte sich auch die Gemeinde Irnsing bereit erklärt, die Durchführung der Seifenkistenrennen weitgehendst zu unterstützen. Als Rennstrecke hatte man die Kreisstraße zwischen Irnsing und Pirkenbrunn festgelegt. Dort fand man die idealen Verhältnisse vor, die die alljährliche Durchführung des Vorlaufes um den großen Opelpreis ermöglichten. Der Sieger des jeweiligen Vorlaufes war zur Teilnahme am "Deutschen Seifenkistl-Derby", welches in Duisburg stattfand, berechtigt. In den 5 Jahren, an denen diese Seifenkistenrennen stattfanden, gab es also immer wieder einen Sieger aus der näheren Umgebung von Neustadt, der in Duisburg bei der Deutschen Meisterschaft mit dabei sein durfte. Dem MSC Neustadt ging es bei diesen Veranstaltungen vor allem darum, technische Talente zu wecken und sie als Nachwuchskräfte zu gewinnen.
Dies alles ist in diesen 5 Jahren dem MSC Neustadt gemeinsam mit der Gemeinde Irnsing in hohem Maße gelungen, denn jedes Mal waren die Jungen mit Interesse und Begeisterung bei der Sache. Leider werden diese Seifenkistenveranstaltungen seit 1971 nicht mehr durchgeführt, weil durch den Wegfall des großen "Opelpreises" derlei Veranstaltungen nicht mehr abgehalten werden.
Dass die Seifenkistenrennen in Irnsing immer ausgezeichnet vorbereitet waren und auch bei den Besuchern sehr gut ankamen, geht aus oft begeisterten Presseberichten aus dieser Zeit hervor. So berichtet z.B. die Mittelbayerische Zeitung vom Seifenkistl+Derby 1968, an dem als Ehrengast Olympiasieger und Weltmeister Erhard Keller aus München teilnahm:
“lrnsing. An allen Ortseingängen von Irnsing stand auf großen Transparenten "Herzlich willkommen", als der MSC Neustadt in Verbindung mit der Gemeinde Irnsing zum zweitenmal den Vorlauf für die Bundesmeisterschaft im Seifenkistl-Derby veranstaltete. Das Wetter meinte es diesmal nicht gut mit den Irnsingern. Trotzdem kamen viele Zuschauer und die jungen Rennfahrer zeigten vorzügliche Leistungen. Erster Sieger wurde in allen Läufen der Irnsinger Josef Süßbauer, der den von der Gemeinde Irnsing gestifteten Pokal errang. Außerdem gewann er auch den Landratspokal und erhielt noch zusätzlich als bester Irnsinger den von Bürgermeister Zangl gestifteten Pokal.“
26 Fahrer nahmen am Hauptrennen, das in zwei Läufen durchgeführt wurde, teil. Folgende Plätze wurden belegt:
- 1. Süßbauer Josef, Irnsing, Tagesbestzeit von 2,13,2
- 2. Grabinger Peter Kelheim 2,13,9
- 3. Nickl Xaver Train 2,14,4 Minuten.
- 4. Vogl Franz Neustadt/Do.
- 5. Süßbauer Franz Neustadt/Do.
Wenn auch die Seifenkistenrennen nicht mehr stattfinden konnten, sollte es aber für den MSC Neustadt kein Grund dafür sein, die Jugendarbeit künftig zu vernachlässigen oder gar einzustellen. Das Bestreben ging dahin, innerhalb des MSC eine Jugendgruppe ins Leben zu rufen. Auf Antrag von Jugendleiter Herbert Petsch beschloss die Mitgliederversammlung am 22. Dezember 1972 die Bemühungen um den Aufbau einer Jugendgruppe weitgehendst zu unterstützen.
Bild: Jugendleiter Herbert Petsch (stehend, 2. von li.) im Kreise seiner vor allem bei ADAC-Mofa-Turnieren erfolgreichen Jugendgruppe.
Nach Jahren ergebnisloser Mühe war es also gelungen, eine Jugendgruppe aufzustellen, die, wie der Jugendleiter in der Jahreshauptversammlung am 17. März 1973 berichten konnte, inzwischen bereits 23 Mitglieder zählte. Die Mitgliederversammlung und die Vorstandschaft waren sich darin einig, der Jugendarbeit im MSC künftig viel Augenmerk zu schenken und ihr jede materielle und ideelle Unterstützung seitens der Altmitglieder zuteil werden zu lassen. Das Bemühen des MSC gemeinsam mit dem Jugendleiter war auch erfolgreich, denn bereits ein Jahr später hatte sich die Zahl der jugendlichen Mitglieder auf 33 erhöht, womit die Neustädter Jugendgruppe die stärkste unter 13 Ortsclubs war.
In den ersten Monaten ihres Bestehens - es waren die Wintermonate - hatte man sich in der Jugendgruppe vor allem mit Verkehrserziehung befasst. Die einzelnen Unterrichtsabende waren von den jungen Motorsportlern immer gut und mit Interesse besucht.
Es blieb aber nicht nur bei den Unterrichtsabenden, sondern bereits im Gründungsjahr 1973 hatte sich die Jugendgruppe allerhand vorgenommen. Auf dem Programm standen Zeltlager, Moped- und Fahrradturniere.
Das große ADAC-Fahrradturnier 1973 unter dem Motto "Wer ist Meister auf zwei Rädern" fand auf dem Schulhof in Neustadt statt. An diesem Turnier beteiligten sich 77 Jungen und Mädchen der Geburtsjahrgänge 1958 bis 1965.
Sinn und Zweck des Fahrradturniers "Wer ist Meister auf zwei Rädern" sollte sein, die Schuljugend zu sicherem und verkehrsgerechtem Radfahren - auch unter schwierigen Bedingungen - anzuhalten. Die Sieger erhielten sehr schöne Preise und man darf davon ausgehen, dass die Veranstaltung Sinn und Zweck erfüllt hat. Die Leitung des Turniers lag in den Händen von Jugendleiter Herbert Petsch, Sportleiter Hans Kirchhammer und Rennleiter Karl Zettl, Schriftführer Erich Fuchs und Frau Gschlößl.
1974 nahm die Jugendgruppe außerdem am Gaujugendtreffen in Hausham am 12./13. Oktober 1974 teil. Bei diesem Treffen konnte die Jugendgruppe des MSC Neustadt unter 84 Teilnehmern den 1. Platz belegen.
Dieser Erfolg war für die Neustädter MSC-Jugend umso erfreulicher, als an diesem Treffen nicht nur Jugendgruppen aus dem süddeutschen Raum, sondern auch aus den verschiedensten Bundesländern teilgenommen haben. Die Mittelbayerische Zeitung schrieb dazu: „Einzel- und Mannschaftssieg für die MSC-Jugend Neustadt - Beim Gaujugendtreffen des ADAC-Gau Südbayern in Hausham konnte Erich Polz beim Mofa- und Mopedturnier unter 84 Teilnehmern den 1. Platz belegen. Auch in der Mannschaftswertung konnte das Neustädter Team E. Polz, F. Vogl und W. Steinsdorfer ihre Gegner schlagen und mit nur einem Strafpunkt den 1. Platz belegen.“
Neben Moped- und Fahrradturnieren unternahm die Jugendgruppe 1975 auch eine Sternfahrt nach Oberstaufen mit zehn Motorrädern und einem PKW. Die Neustädter Jugend war dort als stärkste Gruppe des ADAC Gau Südbayern vertreten. In der internationalen Wertung waren die Neustädter die zweitstärkste Gruppe. Sie erhielten dafür zwei Pokale. Die zweite Sternfahrt des Jahres ging nach Herisau. Hier erreichte die Neustädter Jugendgruppe in der Clubwertung den 2. Platz. In der Autoeinzelwertung erreichten sie den 68., 74., 75. und 76. Platz bei insgesamt 128 Teilnehmern. In der Damenwertung erreichten sie den 4. Platz. Die Motorradfahrer kamen auf die Plätze 45, 55, 56,57, 58, 59, 60 und 61.
Der Mitgliederstand der MSC-Jugendgruppe Neustadt betrug zum 1. Januar 1976 insgesamt 36.
Eine der stärksten Jugendgruppen des Gaus
Ab 1978 betreute Lothar Ziegler die Jugendgruppe. Dem neuen Jugendleiter gelang es, die Mitgliederzahl kontinuierlich zu steigern. Allein in den ersten beiden Jahren seiner Tätigkeit warb er über 20 Jugendliche, die an sportlichen Veranstaltungen wie Fahrrad-, Tretcar- oder Moped-Turnieren teilnahmen. Erste Erfolge galt es in letztgenannter Disziplin bereits 1980 zu feiern, als Siegfried Amesreiter den Titel des Gauvizemeisters für den MSC Neustadt errang.
Neben der Teilnahme an Turnieren standen allerdings auch gemeinsame Ausflüge auf dem Programm. So besuchte die Jugendgruppe zahlreiche Motorsport-Veranstaltungen, unternahm Berg- und Skitouren und führte Fahrten auf der Donau mit dem selbstgebauten Floß durch. Auch das gesellige Miteinander kam natürlich nicht zu kurz, galt es doch gemeinsame Nikolaus-, Faschings-, oder Sommernachtsfeiern zu arrangieren. Die Jugendlichen machten sich auch für den MSC nützlich, indem sie die Bewirtung bei den Rennveranstaltungen des Vereins übernahmen und durch die Einnahmen einen beträchtlichen Beitrag zu deren Finanzierung leisteten. Doch nicht nur deshalb blickte der MSC Anfang der 80er Jahre stolz auf seine Jugendgruppe, schließlich war sie mit inzwischen 60 Aktiven eine der mitgliederstärksten des ADAC-Gaus Südbayern.
Mitte der 80er Jahre war die Teilnehmerzahl aber bereits wieder rückläufig, was getrost als Generationenproblem zu bezeichnen ist. Viele der ehemaligen Jugendlichen waren inzwischen erwachsen und zu ordentlichen Mitgliedern des MSC Neustadt geworden, so dass bald nur noch ein kärglicher Rest der ursprünglichen Teilnehmerzahl übrig war. Zum Teil sind die Angehörigen der damaligen Jugendgruppe aber heute immer noch aktiv im Verein tätig und bekleiden sogar Aufgaben in der Vorstandschaft.